Das war eine
Wahnsinnsshow!
Christian Harder und ich waren Zeugen eines wirklich beeindruckenden
Nordlichts!
Das Polarlicht am 29.10. haben wir "dank" eines riesigen
Niederschlagsgebietes verpasst. Über das AKM-Forum und andere Quellen
bestand aber die Hoffnung, daß in der Folgenacht ein noch heftigeres
Polarlicht zu erwarten war. Grund dafür waren mehrere günstige
Umstände: Ein weiterer X-Class Flare, dessen Schockfront für uns
optimal eintreffen sollte und ein Erdmagnetfeld, das durch die vorherige
Schockfront noch stark angeregt war.
Es war also angerichtet. Nur das
Wetter machte uns Sorgen! Wir befanden uns zu dieser Zeit in der VdS-Sternwarte
Kirchheim und hatten einen recht zentralen Ausgangspunkt. Die Wetterbilder
ließen ein Auflockern der Bewölkung von Südwesten her erwarten.
Die Wetterberichte teilten unsere Meinung nicht ganz, aber ein Blick nach
draußen zeigte schon diese Tendenz.
Da in Kirchheim in Richtung
Norden die Lichter von Erfurt störten, beschlossen wir einen Trip an
Erfurt vorbei in Richtung Norden. Dort fanden wir einen guten Standort in einer
Baumschule. Wider Erwarten riß der Himmel komplett auf. Die Show
begann.
Es zeigte sich ein von Strahlen durchsetzter Polarlichtbogen.
Abwechselnd in Westen und
Osten färbte sich der Himmel tiefrot und es zeigten sich Strahlen, die
teilweise bis in den Zenit reichten.
Im Zenitbereich zeigten
sich hell weiß leuchtende Zonen, die allerdings sich der fotografischen
Erfassung entzogen. Selbst der Mars im Südwesten war in rotes Polarlicht
gehüllt. Die Intensität des Polarlichtes ließ teilweise sogar
die Sterne des großen Wagens fast verschwinden!
Gegen 1 Uhr schlief
die Polarlichtaktivität ein. Man sah zwar noch den grünen
Polarlichtbogen im Norden, aber sonst keinerlei Aktivität. Das sahen wir
uns längere Zeit an, aber es tat sich nichts. Wir beschlossen die
Rückfahrt. Doch wie es immer so ist, nach 15 Minuten Fahrt sah Christian
im Westen heftige Aktivitäten. Zum Glück fanden wir innerhalb von 3
Minuten einen, wie sich hinterher herausstellte, idealen Platz. Wir kletterten
eine kleine Anhöhe hinaus und fanden dort ein absolut freies Feld in
Richtung Norden. Uns empfing ein atemberaubender Anblick:
Der gesamte Bereich von
Westen bis Osten war ein einziges Polarlicht mit Strukturen, die wir auf
unseren Breiten so noch nie gesehen hatten. Es bildeten sich Vorhänge,
Knoten und Lichtbänder, die fotografisch gar nicht richtig zu erfassen
waren.
Ein weißer Strahl
zeigte wie ein riesiger Finger an den Plejaden vorbei in das goldene Tor der
Ekliptik. Gegen 3 Uhr verschwanden die farbigen Polarlichterscheinungen. Im
Zenitbereich verblieben weiße Polarlichtbögen, geschwungen wie ein
riesiges Gemälde. Dieser Anblick war regelrecht gespenstisch. Nach
weiteren fünf Minuten verschwand das Polarlicht von der Himmelsbühne
und hinterlies bei den beiden Beobachtern einen nachhaltigen Eindruck.
Beeindruckt machten wir uns auf den Heimweg.