Bei diesem Wort kommt bei mir innere Unruhe auf. Polarlichter gehören mit zu den faszinierensten Himmelserscheinungen, die man beobachten kann. Alle 11 Jahre erreicht die Sonne ihr Aktivitätsmaximum. Dann ist die Wahrscheinlichkeit eines Polarlichtes am höchsten. Die mittlere geografische Breite und das leider recht selten beobachtungstaugliche Wetter machen die ganze Angelegenheit zu einem mittleren Lotteriespiel.

In der Nacht vom 15. auf den 16.7.2000 war es dann wieder soweit. Aufgeschreckt durch die Vorhersagen aus dem Internet war ich bestens prepariert. Das Polarlicht im April hatte ich im wahrsten Sinne des Wortes verschlafen. Das sollte mir jetzt nicht nochmal passieren!

Ich darf Euch also einladen: Polarlichtjagd ist angesagt! Hier sind die Eindrücke dieser Nacht (als Erinnerungsprotokoll am nächsten Morgen niedergeschrieben):

Das war ja wieder eine starke Nacht. Zunächst hatte ich keine Hoffnung, da es in Hamburg gegen Abend immer mehr zuzog. Gegen 22 Uhr wurde es dann von Westen her klar. Die Erwartung stieg. Schnell habe ich Manfred Holl vom Mitkommen überzeugt.
Dann ging es erstmal nach Stapelfeld an der A1 auf einen recht dunkel gelegenen Parkplatz. Aber was war das? Von Norden(!) schoben sich Wolken heran. Ich hörte Murphy hinter mir im Gebüsch schon kichern. Die nächste wilde Idee: Fahren wir doch mal Richtung Norden und sehen mal, was da noch an Wolken kommt.
Also wieder auf auf die A1 und siehe da, Richtung Westen sah es besser aus. Ab Bargdeheide ging es dann also Richtung Bad Segeberg. So nach 30 km war es dann soweit: Ein schöner grüner Vorhang erschien am Himmel. Schade, ich muß doch auf den Autoverkehr aufpassen. Also nächste Auffahrt runter. Hurra, ein dunkler Feldweg.
Doch dann stellten wir fest, daß da immer noch Wolken sind. Mist, wir müssen noch weiter nach Westen, da sieht es besser aus. Also wieder rein in den Wagen und weiter. 10 km weiter die gleiche Show: Ein schöner grüner Polarlichtvorhang mit weißen Streifen erscheint. Wieder runter von der Autobahn. Sofort hatten wir wieder einen dunklen Ort gefunden. Die Wolkenbildung sah gut aus. Radio Hamburg erzählt was von Schauern in der Nacht. Ja, spinnen die denn?

Der erste Eindruck vom Polarlicht (15 Sekunden 3,5/28mm auf Fuji Velvia 400)

In Rekordzeit kamen die Kameras mit Stativ zum Vorschein und es wurde fotografiert und beobachtet. Im Westen zeigte sich eine rotscheinende Fläche, die ganz nett pulsierte. Im Osten kam immer wieder ein weißes Polarlicht zum Vorschein. Der Horizont war in schwach grünliches Licht getaucht. Zum Glück wurde der Mond von Wolken bedeckt.

Im Westen dominierten rote Farben. Recht dramatischer Eindruck durch die Wolken (20 Sekunden 3,5/28mm auf Fuji Velvia 400)
Richtung Norden grünliches Leuchten in Horizontnähe mit Streamern in Richtung Zenit (25 Sekunden 3,5/28mm auf Fuji Velvia 400)

Gegen 0.45 Uhr MESZ war dann die Show vorbei. Nur das leichte Leuchten im Norden blieb. Bis 1.30 Uhr änderte sich dann nichts mehr. Wir gingen davon aus, daß sich wohl nichts mehr tun würde. Also alles wieder rein in den Wagen und zurück Richtung Hamburg. Manfred sah sich während der Rückfahrt inmmer mal wieder um und kurz vor Stapelfeld ging es dann wieder los. Also wieder rauf auf den Parkplatz. Allerdings war das Polarlicht diesmal nicht so stark. Noch ein paar Fotos und dann ging es wieder weiter.

Wieder zurück in Stapelfeld war das Polarlicht nicht mehr so intensiv (15 Sekunden 3,5/28mm auf Fuji Velvia 400)

Es war jetzt inzwischen 2.15 Uhr. Manfred hatte ich ausgeladen und dann kam ich bei mir zu Hause an. Jetzt war natürlich wieder die Aktivität stark angestiegen. Der Himmel erschien jetzt violett mit weißen Streifen und das in der Stadt bei Vollmond. Meinen Fluch hat wahrscheinlich die ganze Straße gehört... Schnell habe ich auf meinem Balkon die Kamera aufgebaut und noch ein paar Fotos gemacht. Allerdings war das violette Leuchten jetzt weg. Dafür erschien im Nordosten ein heller grüner Fleck mit weißen Strahlen in Richtung Zenit.

Selbst aus der lichtverseuchten Großstadt heraus war das Polarlicht gegen 2:30 Uhr noch sichtbar(20 Sekunden 3,5/28mm auf Fuji Velvia 400)

Gegen 3 Uhr war dann endgültig Schluß. Sofort einschlafen war natürlich illusorisch. Die frischen Eindrücke des Gesehenen müssen erstmal verdaut werden. Bis der Körper auf Schlafen eingelevelt war, hatte die Dämmerung doch schon merklich begonnen.

Fazit: Etwas hektisch die Nacht, aber es hat sich durchaus gelohnt, obwohl ich aufgrund der Werte im Internet kräftigere Polarlichtaktivität erwartertet hatte. So darf es auf der Sonne gerne weitergehen.



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